
Ich stehe am Ufer eines weiten, breiten Flusses. Es geht nicht weiter. Das Ende eines langen Weges. Unberührtes Land. Keine menschliche Seele weit und breit. Kein Übergang, keine flache Stelle, nichts. Nur noch Wasser, wohin ich schaue. Doch ich muß hinüber, dort liegt mein Ziel. Ich weiß es. Die andere Seite. Auch wenn hier keine Möglichkeit zu sehen ist: Ich weiß, ich muß hinüber. Ein solch langer und mühevoller Weg, – und hier soll er enden? Einfach so? Nach all den Mühen? All die Hoffnung menschlicher Ahnung soll hier im Sand die letzte Aufgabe finden?!
Eine Lösung suchen, was sonst. Auf und ab, Schritte in den schweren, tiefen Sand. Einen Weg finden, wo doch Zeit und Witterung alle Spuren einer Existenz mit dem Winde verweht haben. Mir fehlen die Zeichen, es ist zum Verzweifeln. Nur ein Überbleibsel würde schon… würde… schön, doch es reicht nicht. Woher ich komme, welche Rolle spielt das, wenn das Ziel nicht zu erreichen ist? Da ist es auch kein Trost, es wenigstens versucht zu haben. Das ist kein Ersatz für den Weg des Herzens! Herr der Gezeiten, teile das Wasser; aber der Fluß schweigt. Das war einmal. Es wiederholt sich nicht mehr. Keine noch so kleine Furt. Gedrängt und gleichfalls gezogen fühle ich mich. Geh deinen Weg, nicht den der anderen; gehe – und bleibe nicht stehen, das höre ich noch. Wenn dem so ist: So weit bin ich gegangen, so weit bin ich gekommen, dann muß es doch hier irgendwie weitergehen? Ein viel zu breiter Strom, eine viel zu starke Strömung. Und doch kann ich all das Erreichte hier nicht einfach aufgeben. Aber ich kann mich auch nicht mit dem Strom wegtreiben lassen. Wohin sollte das führen?
Hinter dem Wasser, was mag dort sein? Wie weit mag das sein? Die ahnungsvolle unruhige Stimme läßt ein bedeutsames Geheimnis vermuten. Nur sie sieht etwas.Ich höre: Du kannst es nicht erzwingen. Quälend und noch einmal quälend! Der Kampf muß doch einmal ein Ende finden! Müde und erschöpft lasse ich mich nieder. Loslassen. Gedankenloses Loslassen und Fallen. Soll kommen, was kommen will.
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