Aufbruch zu neuen Menschen

Aufbruch zu neuen Menschen

Der milde Wind dämpft die harten Worte, nimmt sie sanft auf und entläßt sie. Überaus behutsam und schonend streichelt er die wunde Seele. Nicht weiter verletzen. Es scheint, als sollte das bei einer Lebensveränderung zwangsläufig hinzugehören. Immer wieder diese Wiederholungen. Während sich der Zeiger der übermächtigen Weltuhr dreht und dreht, findet sich im dunklen Unbewußten wenig Licht. Die ewige Uhr selbst scheint sich nicht in Eile zu befinden, nur die Menschen, die von einer Erschöpfung zur nächsten hasten, um ihr (welches?) Werk zu verrichten.

Sorgen. Welche Möglichkeiten oder Wege bleiben? Da sitzen die gleichen Leute beisammen, und doch sind sie anders. Sie sind sich ein wenig fremd geworden. Nach dieser letzten emotionalen Auseinandersetzung hat das gemeinsame Gefüge Risse bekommen, so wie Eis in der Frühlingssonne. Was sich bereits angedeutet hatte, bricht nun auf. In der einst herzlichen Zuneigung ist es zu einer Distanz gekommen, und daraus spricht unverkennbar eine andere Sprache. Wenn man nicht frühzeitig etwas dagegen unternimmt, so wird sich aufkeimendes Mißtrauen wie eine giftige Laune bis in die letzten Winkel ausbreiten. Der freie Fluß der Worte wird zurückgehalten und in den Nischen bilden sich erste Bosheiten, die später ständig in einem lauernden Verstand kreisen, um bei jeder passenden Gelegenheit als Nadelstich hervorzublitzen, – weil man es für unumgänglich erachtet, den anderen in genau jene Schranken zu weisen, die man für sich selber bereitwillig errichtet hat.

Gruppengespräche waren hier etwas anders aufgestellt. Schnell gehörte man nämlich dazu – oder auch nicht mehr. Freiheit besaß alle Möglichkeiten, wenn sie nur nicht an die Grenzen derer reichte, die sie für sich selbst proklamierten. Das Bemühen, Dinge anzusprechen, wie es früher getan wurde, um sich gegenseitig aufmerksam zu machen, hatte sich vollends abgenutzt. Niemand mehr konnte das hören. In jener Region war es verbreitet, „daß man zusehen muß, wo man bleibt“, und für die, die mit dem Gedanken spielen, sich aus der festen Struktur zu lösen: „Denk’ daran, wo du herkommst.“ Und wenn das keinen Erfolg versprach, so wurde der letzte Trumpf gespielt: „Bleibe im Lande und ernähre dich redlich“.

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