Die Welt von Morgen

Die Welt von Morgen

Der große Frieden war in weite, weite Ferne gerückt. Beispiellos selbst redend besorgten die Herrschenden der Welt ihr Geschäft. Um besonders bei Beliebtheit und Anerkennung stets beste Plätze einzunehmen, gehörte das Streben nach medialer Präsenz zu einem festen Bestandteil ihres Handelns, bis man von dort oben einen zufriedenen Blick hinabwerfen konnte auf die tieferen Schichten. Kurzum, es ging um Größe, Macht und Einfluß. Beliebig und austauschbar in ihrem inszenierten Verhalten haben diese Leute es ausgezeichnet verstanden, den Menschen vor Augen zu führen, was es hinter dem Licht alles zu sehen gibt, dort, wo ihr Schattenspiel mit der Verleugnung schwindelerregende Verdrehungen kaprizierte. Und am Ende kamen die verunsicherten und verängstigten Menschen wegen der stetig steigenden Kriminalität und der Tragödie des Terrors mit dem Entsetzen und Trauern nicht mehr nach.

Dabei sollte doch der Mensch, nach altem göttlichen Plan, in all dem Geschehen auf der Erde bedeutsamer werden, und daß vor allem die Gottähnlichkeit nicht einen solch leidvollen Kreuzweg nimmt. Weit gefehlt. Schlimmer noch. Gott selber wurde getäuscht und hintergangen. So kam es, daß von all der göttlichen Liebe kaum mehr übrigblieb als eine geschundene Erde -­ und ein verzweifeltes Licht weit hinter dem Horizont.

Gleichgültig woher die Menschen kamen, die alte Einheit verlor sich zusehends. Es schien, als sei die Annahme des Fremden für viele mittlerweile unvorstellbar oder gar ein unmoralisches Angebot. Beeindruckt von den öffentlichen Ereignissen sah man Fremde schnell als Feinde. Nicht wenige fanden sich außerdem isoliert, und verhärtet war eine Umkehr so gut wie ausgeschlossen. Doch trotz neu gezogener Stachelgrenzen blieb ein Aufflackern und Leuchten in den Herzen jener, die noch von einem goldenen Licht zu berichten wußten, das am Ende der Tage am Horizont erscheinen soll. Während der Großteil übermächtige Zweifel und Ängste hegte, waren diese Leute fest davon überzeugt, daß der versprochene Morgen kommen wird, und daß nicht wieder ein Tod dem vorzeitig ein Ende setzt, -­ wie die vielen Male vorher. Denn die Ur-Angst, getrennt und ohne Erlösung durch die Liebe das Dasein irgendwo in der Fremde verloren aufgeben zu müssen oder gar völlig ausgelöscht zu sein, lastet entsetzlich auf der gesamten emotionalen Seite der Menschheit!

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