Oh bitte

Oh bitte

oder vom Versuch einer inneren, kritischen Auseinandersetzung mit sich selbst im Spiegel des Gegenüber während der Heilung eines gebrochenen Flügels durch die Last eines unscheinbaren, übermächtigen Lebensvorbaus mit dem Mut unbeugsamer Ehrlichkeit

Manchmal ist das Leben wie der Flug eines Albatros. Doch meistens geht es dann doch nur zu Fuß durch den Alltagstrott. Und nun? Schau nur in die Welt, Lustloser. Schau sie dir genau an. Erkennst du nun die gesprungene Hoffnung? Dahin ist sie. Ein aufgeblähter Traum war’s, glaube mir, völlig durchdrungen von überdrehten pubertären Vorstellungen und einem fremden Leben. Und du wolltest dich damit glücklich finden? Sag, daß das nicht wahr ist. Du willst dich doch nicht wirklich hinter diesem hochhohlförmigen Bild verstecken, du, der du die Ehrlichkeit immer so sehr hervorgehoben hast. Komm, laß die vielen fremden Fundstücke wieder laufen und deren versprochene Annahmen gleich hinterher – egal wohin, nur folge ihnen nicht mehr. Sei doch ehrlich, du wolltest nicht das Freie, du wolltest leidenschaftlich die eigene Verliebtheit leben und lieben und ihre liebgewonnene Gefälligkeit, aber um Gottes Willen nicht das Wandel-, das Veränderbare, das Verwund- und Wunderbare. Da benötigt es schon etwas mehr als nur einen Mund voller Taten.

Siehst du nun, wie es damit steht? Mit dir? Willst es wohl noch nicht sehen. Es tut schon weh zu erkennen, daß es zwei liebende Augen im Spiegel waren, die in dein Herz sahen. Und du hattest nichts Eiligeres zu tun, als sie flugs abzuwehren. Hast versucht, mit einem lockeren Ausdruck diese liebende Nachsicht an dir vorbeizuleiten, nur damit sie dich ja nicht (wieder?!) trifft, diese geduldige Treue, nach der du dich ein Leben lang sehnst und die dir weiterhin schmerzlich treulich folgt – bis zum heutigen Tage. Früher hast du stets daran geglaubt. Oft sprachen wir darüber. Und nun? Was ist mit deiner Haltung? Du lächelst? Hat sich das Affektieren mit all seinem Schöntun bereits so weit in dir verselbständigt unter der tollen Routine, gut dazustehen, keine Schwäche zu zeigen… Und Blöße, mein Gott nein, nur das nicht.

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