Die Rückkehr der Königin

Die Rückkehr der Königin

Die verlorene Unschuld

Ohne die Liebe ist alles nur noch beliebig und austauschbar! Der entstandene Bruch mit sich selbst muß erst einmal verziehen – ja, und dann geheilt werden. Weil das jedoch als sehr mühsam und kräftezehrend empfunden wird, muß der Einfachheit halber eine neue Liebe als Ersatz her. Nun ist die dran. Ab jetzt: Wie immer für immer! Und wenn die es nicht bringt, so gibt es so lange andere Ersatze, bis das Leben dem ein Ende setzt. Punkt. Dabei hofft jeder inständig auf Gott, wenn der nicht längst vom Glauben abgefallen ist, daß der es fügt oder richtet. Und dann sagen beide am Ende gleichlautend, das hätten sie nicht gewollt – und verdient sowieso nicht. Was soll ein Himmel da tun? Das ist einfach tragisch, wenn jeder weitere empfundene Stich in einer Schlacht noch verschlossener macht. Die Vorstellung, daß man selber auch der andere sein könnte, in dem man sich sehen und erkennen kann, dem man eine Wunde zufügt, gehört ins Reich der Fabel. Lieber Liebe verkehrtherum: vernageltes Herz, taubes Gefühl und umnachteter Verstand, der bald überläuft. Und am Ende ist es dann dermaßen dunkel, daß in all diesen langen, folgenden Nächten der Traum vom Wiederfinden des verlorenen Glücks nicht enden will, denn irgendwann kommt die Einsicht, daß keiner der beiden einfach zu ersetzen war. Ja, eines Tages beginnt dieser alte Bruch, sich wieder zu rühren und sich alsbald deutlich bemerkbar zu machen.

Ein ganz anderes Gesicht

Danach ist nichts mehr so, wie es war. Sie fand oft die richtigen Worte. Denn der ganze Besitz scheint kaum mehr der Rede wert, wenn man selbst erst einmal das Ende ist. Also, warum nicht früher, statt immer nur abzuwarten? Und jetzt diese Aussicht: Du sitzt im Kopf, siehst deine Liebe vor dir – und kannst dir langsam aber sicher beim Absterben zuschauen. Wäre es nicht doch möglich gewesen, nach der lautesten Phase der Trennung, wenn man kaum mehr miteinander redet, aufeinander zuzugehen, zu lernen, rechtzeitig zu sehen, daß die schlimmen Verletzungen in dir auch in mir sind? Und ich hoffte sehr, ihnen nicht noch einmal zu begegnen. Frei wollte ich sein, und jetzt sind sie alle wieder da, die ehemaligen Trennungsschmerzen des so sehr geliebten Glücks.

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