
Dann aber tauchte sie doch noch auf, diese schicksalsgetoppte Duftkatze. Sie ließ sich von einem dieser Fremden ansprechen – und ging dann mit ihm hinaus. Das wäre eine gute Gelegenheit, sie schnell im Hof nach dem Weg zu fragen. Oh je, wieder nix, sie schaut weg. Wenn dein Glücksstern sinkt, so ist es sehr ernüchternd, wenn er plötzlich für andere scheint. Wie könnte ich sie jetzt schnell ansprechen, ohne gleich auf der Stelle von ihr im Rückwärtsgang überfahren zu werden? Ein Funken Hoffnung tat sich auf: Blickkontakt, und sie schien abzuwarten. Ah, unsicher, dachte ich. Aber dann sah ich, unsicher war ich. Jetzt war ich fast so weit wie am Anfang. Es wird einem auch nichts geschenkt. Wieder klopfte mir das Herz aus den Ohren und die Zunge steckte im Halse fest. Nicht schon wieder, dachte ich. Was Frauen alles schaffen. Da war ich schon wütend auf mich.
Sie gingen dann wieder hinein. Ich folgte. Mit neuem Anlauf gelöster Erscheinung warf ich meiner Favoritin etwas mutiger ein liebevolles Lächeln zu, doch schien diese Geste sich im Nebel der Zigaretten regelrecht in Qualm aufzulösen und im Gehämmer der harten Musik unterzugehen. Was ist jetzt? Meine Hoffnung beruhte hier einzig auf dem Umstand: Frauen entgeht nichts! Dennoch fühlte ich mich schleichend der bitteren Aussicht des Verlassenen ausgesetzt. Später erkannte ich, daß sie jene Musik spielten, die auch ich sehr gerne höre, und vor allem laut. Das ganze Unglück bestand eigentlich nur aus vernebelten Bildern einer unwirklichen Vorstellung; echt war nur mein Schmerz mit der trüben Aussicht, als Sklave wieder meine verdunkelte Einsamkeit zu leben. Ein richtiges Glück besitzt doch leuchtende Farben und bezaubernde Düfte, und keine dunkelgrauen Wolken in stetig wechselndem Anthrazit eines letzten verlorenen Sommers.
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