Die bewegte Frau

Die bewegte Frau

Doch die Stimme läßt nicht locker. Im Gegenteil, durch die Verwirbelung immer neuer Aus- und Einfälle mit deren Aus- und Einreden und den ständigen Aus- und Ansichten wird mir plötzlich ganz anders. Ich spüre deutlich, wie da etwas Gewaltiges in mir aufsteigt und immer stärker wird: Über Treppen, Flure, Höfe und Straßen bin ich gerannt und habe dabei getobt wie ein Außerirdischer, wie man nur so blöd sein kann, sich mit einer so tollen Aussicht im freien Fall zu befinden, um am Ende wieder in der Gruft auf dem Dachboden die alten Platten anzuhören. Niemanden habe ich mehr erkannt. Gerannt bin ich über die Felder wie ein Verfolgter. Als sich mein Anfall mit der Zeit langsam legte und ich wieder zuhause war, kehrte etwas Ruhe ein.

Da hörte ich Geräusche. Ich bekam Angst. Schleunigst zog ich mich weiter zurück und versuchte krampfhaft, die Ruhe zu bewahren, und da spürte ich schon deutlich, wie sich mir etwas näherte, das sich nicht fassen ließ. Drohendes Unbehagen überkam mich. Eilig wechselte ich das Zimmer und verbarrikadierte die Tür. Da hörte ich schon, wie jemand versuchte, die Tür vorsichtig zu öffnen. Ich stemmte mich dagegen. Mit letzter Kraft stemmte ich mich dagegen, doch dieses Etwas war stärker; schnell noch versuche ich zu fliehen, aber da hatte es mich schon eingeholt. Gut, daß man da wieder wach wird.

Ich war nämlich zwischendurch weggedöst. Worin hatte ich mich da nur verrannt? Heftiger Pulsschlag und ein völlig eingeschnürtes Herz. Dann kam ich langsam wieder zu brauchbaren Gedanken und versuchte, mit denen eine Lösung zu finden. Wach und wacher, werde wach und komme langsam wieder ins Leben: So folgte ich nun meiner Stimme, die scheinbar vieles besser weiß und die deutlich signalisierte, mir den Weg zeigen zu wollen; irgendwo mußte sie noch zu finden sein. Und sie schien noch viel mehr zu wissen. Ich war bereit, ihr so weit zu folgen, bis die Grenze des Vertretbaren erreicht war. So weit die Sohlen rauchen und die Hände greifen – und dann noch viel weiter. Ich war nun wieder beschlußfähig – und sofort bereit, bis zur letzten Entscheidung zu gehen: Liebe oder nichts!

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