
Weitere Tränen zeigen sich verloren in den Augen, und sie schämen sich nicht mehr. Eine Unmenge an Kraft hatte sie zurückzuhalten, Kraft, die dem Leben fehlte. Nun möchten sie sich noch ein klein wenig von dieser Last befreien. „Irgendwie wird es schon gehen. Da muß man halt durch. Irgendwie ist es immer gegangen“. Und auch das „Warte erst mal, bis du so weit bist“ gehört der Vergangenheit an. Dieses dumme Zurückhalten… Wie leicht es Mustern fällt, miteinander fühlende Herzen zu trennen und zudem zu verhindern, daß Menschen sich wieder finden. Und ich muß gestehen: Ich spüre, daß mein Leben mehr benötigt, um den Abstand zu verringern – und daß ich den Dingen noch mehr ihren freien Lauf lassen muß. Ich spüre großen Kummer wegen des verbrauchten Lebens, dem ich in die Augen sehe – und wegen der verletzten Gefühle, die ohne ein großes Wunder wohl nicht mehr heilen können. Wunden, vor und in mir, und ein aufkeimendes Zutrauen durchzieht meine zerstückelte Empfindung mit all ihrer Melancholie, die sich ebenso einsam fühlt wie die, die um mich weint.
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