Die Macht der Vergebung

Die Macht der Vergebung

Vor mir liegt ein Teil meines verlorenen Lebens. Ich kann es nicht anders sagen, und ich kann es nicht fassen. Wir beide sind ein verlorenes Team, das sich gerade noch rechtzeitig gefunden hat, um versöhnlich Abschied nehmen zu können. Wie gerne würde ich das jetzt aufhalten! Wir beide sind in eine Zeit gestoßen worden, die Liebe oft anders aussprach als man sie fühlte, und wenn man glaubte, daß man sie fühlte, sprach man nicht darüber. Es war gar nicht so gemeint. Heute nun bringen wir das eine oder andere Wort dieser unbeholfenen Zeit aus uns heraus – vorsichtig über unsichere Lippen, mit der zaghaften Vorstellung eines Bildes, das in den blassen Farben und Linien von Schmerz und Leid gezeichnet ist. Graue Farben blasser Haut müder Lebenseindrücke mit einem gelben Lächeln.

Müssen erst alle Lebensbrücken unter der dichten Last der Wirklichkeit einstürzen, bevor man nach anderen Wegen, nach anderen Möglichkeiten sucht? Und immer wieder ist herauszuhören, daß die Aufgabe des Lebens und die daraus folgenden Handlungen so verstanden wurden, als gelte es, damit auch das Selbst aufzugeben. Und es wurde aufgegeben. Abgegeben an die Pflicht. Denn die hat immer gerufen. Auch wenn sie nicht gefragt wurde. Sie hat das Leben dominiert. Und wie selbstverständlich habe auch ich oft schamlos und egoistisch gerufen und genommen, ohne zu fragen. Oh, welch ein Unwert! Bitte verzeih mir!

Der vorherrschende Umstand, daß der eigene Wert stets weniger geachtet wurde als die Bereitwilligkeit, ständig für andere da zu sein, brachte es mit sich, auf vieles zu verzichten. Und diese karge Zeit im Inneren lebt. Wenn man so weit gekommen ist: Was hat das Leben dann noch für einen Sinn? Und weiter die Frage: Warum das alles, wenn man doch sowieso sterben muß? Ein heikler Punkt. Und auch die Frage: Wieviel Zeit haben zwei Menschen, die das gleiche Ziel wählen? Wieviel Gott kann ein Mensch ertragen, um glücklich zu leben? Und was ist hier in diesem Raum noch ein Ziel? was Glück? und Gott?

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