
Ich habe nun unsagbares Mitleid mit diesem kranken Menschen, ich habe Mitleid mit einem zerschnittenen Körper, mit einer wund geschundenen Seele, mit einem zerrissenen Herzen und mit verzweifelten Augen, die kaum mehr sehen können. Ich möchte am liebsten schreien; doch nur Tränen; dann Stille. Der Wille ist noch da, uns nun ein wenig davon zu geben, was zuvor nicht möglich war. Und es fällt mir schwer, die Ansicht begreiflich zu machen, daß es auch hier ein Leben nach dem Leben gibt. Und daß ich womöglich vieles im Leben nicht erreichen werde, verhindert durch die Einprägungen, die fast ausschließlich das Kernproblem des Einsamen bilden.
Welch ein hilfloser Kampf, wenn der endgültige Abschied droht! Ausweglos! Ich fühle mich ohnmächtig. Es nimmt mir die Kräfte. Besonders in diesem schweren Moment. Ich habe Angst, dich nicht zu erreichen, dich zu verlieren, und weiß doch nicht, was ich erreichen will oder soll: Wer bist du, mit der ich bereits eine solch lange Lebensspanne zusammen bin? Ich versuche, mein Wesen zu leben, und du? Als Fremde begegnet – und noch fremder gegangen? Du sagtest, du kennst mich. Wie konnte es dann zu solchen Verwerfungen kommen? Ich versuche mich zu erinnern, und doch finde ich nicht das, was wirklich erwähnenswert wäre. Ich möchte so gerne lieben – und fühle mich doch nur verloren, verloren in einer Welt, die sich scheinbar selber nicht liebt.
Und diese müden Augen, die aus dunklen Höhlen herausblicken, fühlen sich verloren in dem weißen kahlen Zimmer, suchen sich etwas zu geben, was sich an Halt und Freude unter dem Aufgezehrten noch finden lassen könnte. Ein Lächeln. Ja! Oh was für ein schmerzvolles Lächeln…
Views: 1558