
Am Fenster befinden sich eigenwillige Eisblumen, und trotz des warmen Atems will partout keines richtig verwelken; ein kleiner Ausblick nur für Minuten bis das Eis es wieder mit einer neuen Blume leise verschließt. Knisternd und knackend wärmt der Ofen den Raum und draußen pfeift der eisige Wind. Er pustet den Schnee zu Gestalten die kommen und gehen, und durch einen schmalen Ritz zieht’s. Es tut fast weh, wenn die Haut erfühlt, welch unerbittliche Kälte das Leben versteinern und erstarren läßt.
Ein alter Holzkarren ist nur noch schemenhaft zu erkennen, der am Wegesrand beladen steht – und allmählich völlig zuweht. Er hält der dichten, wehenden Winterwand stand, doch der sonst so vorlaute Hund, den man noch rechtzeitig aus seiner kalten frostigen Hütte nahm, hat sich still hinter dem Ofen verkrochen. Und im Schatten der unaufhaltsam fortschreitenden Dämmerung drängt mit brausendem, wirbelndem Fauchen weiter Wind und Schnee ans Fenster. Frische Scheite liegen getrocknet bereit, den Sturm abzuwehren und das ermüdende Feuer mit neuen Kräften zu versorgen. Allmählich mutet es an, so wie in einer verwegenen Sage der Alten, daß der Raum sich zu bewegen scheint und mit ihm mutige Wesen sich auf kühne und abenteuerliche Fahrten in phantastisch schaurige Eiswelten begeben… Und dann: Schritte steigen langsam und schwer die Treppe hinauf, – und beim Eintreten in das noch mit einer Kerze beleuchteten Zimmers wird das Lächeln des Vaters unvergeßlich in der Seele des Kindes bleiben.
Views: 1205