
Wie lange das ging, kann ich nicht sagen, es existierte ja keine Zeit. Und ich konnte mir ohnehin nicht vorstellen, daß es noch etwas anderes gab, daß dieser Flug gar einmal enden würde. Niemand von uns beiden wollte davon etwas sehen. Jedoch hatten sich hier bereits einige Teile unmerklich in die vergessene Wirklichkeit zurückbewegt, was allerdings nicht zu erkennen war. Bedauerlicherweise sah das einer dieser Teile zu spät, denn er war süchtig geworden. Der erste aufkommende Gedanke an „Lösen“ brachte zunächst ein ungläubiges Staunen – und dann unglaubliches Entsetzen. Wir ahnten die Gefahr, daß wir uns auf diese Weise womöglich unwiederbringlich trennen oder noch schlimmer: verlieren würden, und doch waren wir nicht stark genug, etwas dagegen zu tun. Wirklichkeit kann mitunter sehr grausam sein, gerade so, als ob man sich nach einem weit entfernten Glückstraum in einem düster kalten Novembertag am nebligen See wiederfindet – und allein. Wie sollte das gehen? Wie sollte es möglich sein, ohne diese atemberaubende Fülle weiterzuleben? Doch unaufhaltsam ergaben sich all die kostbaren Schätze unseres Paradieses mehr und mehr dem unausweichlichen Ablauf der Geschehnisse. Hier begann der Fortlauf der Zeit!
Seither war da in mir eine ewige Unruhe aus Suche, Not und Verzweiflung, und ich trage mich noch heute unter Trauer mit diesem Traum: Wie konnte ich diese Frau verlieren, die doch im Nachhinein so viel von sich in mir zurückgelassen hat? Und wie oft hörte ich: „Komm doch bitte zurück, siehst du nicht, wie ich leide?“ Ja, ich fühlte es. Wir gaben uns ein Versprechen, wir gaben uns zwei, und doch war der Abschied unaufhaltsam… Das tut mir so entsetzlich leid! Ein Teil wollte eine Zukunft, der andere eine andere. Wir wollten noch etwas… Zu spät. Wir hatten alles… Die Gefühle unsagbaren Glücks wurden vom Wärter in eine gewisse Ordnung gebracht – und dann fest verschlossen. Verschlossen und versteckt hinter dem Herzen. Oh, welch ein ohnmächtiger, eingeschlossener Schmerz…!!
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