
Die Göttliche Mutter
An- und Abwesenheit
Bedrängte Menschen, unfassbare Not – und die Erde mit unglaublicher Lieblosigkeit überfrachtet. Was für ein verkehrtes, ja umgekehrtes Leben, was für ein unbegreifliches Sein: Eine einzige Verneinung der Liebe ohne irgendeinen tröstenden Zuspruch. Gott ist weit entfernt, sein(e) Gegenspieler treiben und schinden alles, was lebt und liebt, und es herrscht pure Fassungslosigkeit über so viele feindselige Haltungen, Handlungen, interessenbezogene Konflikte und offene Auseinandersetzungen. Unter schrillen Klängen und machtbezogenen, kämpferischen Parolen oder kriegerischen Unterwerfungen treibt die Erde ständig einer noch traurigeren Trübsal entgegen. Wenn das rettende Licht durch die gefährliche Gier und die Flut der Selbstinszenierungen nur noch weiter abgedrängt wird und das Grauen durch Ignoranz, Ansehen, Streben und Krieg unablässig zunimmt, dominiert vermehrt ungläubiges Entsetzen. Und dann das: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut“ (Genesis 1,31). Und heute: War das jemals gut? Oder war das jemals wahr? Eines allerdings ist bis heute geblieben: Die Sieger schreiben die Geschichte!
Das war am Anfang: Was tief in der Seele schwingt, pulsiert oder tobt, trägt die Merkmale der Mutter und überwindet den Tod. So war es einst. Und heute sucht die Sehnsucht, das Unerfüllte, dieses ehemalige Muttergefühl nur noch in den Mitmenschen, weil die Mutter nicht mehr zu finden war. Dabei hoffen viele nach wie vor, auch nach noch so vielen vergeblichen Versuchen, von ihr berührt zu werden. Doch wo befindet sich diese Mutter, nach der sich viele vergeblich sehnen? Zunächst sollte sich der eigene Geist oder Verstand gemeinsam mit dem Herzen dem hinweisgebenden Gefühl ein wenig öffnen und ihr Dasein – unbewertet – in Aussicht stellen, um mit der verloren Geglaubten wieder in Berührung zu kommen – und im weiteren Verlauf mit ihr womöglich wieder eine Verbindung aufzubauen. Und: Erwartungsvoll sieht die Mutter betenden Auges auf jene, die sich hoffentlich im letzten Augenblick noch für sie entscheiden, damit der Jüngste Tag für die Betreffenden ein befreiender ist – und kein letzter. Diese Aussage soll vor allem die Hoffnung in den Mittelpunkt rücken – und nicht das Gericht!
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