Aufbruch zu neuen Menschen

Aufbruch zu neuen Menschen

Mittlerweile war auch vermehrt zu hören, nicht mehr warten zu wollen – selbst Hand anzulegen und etwas für sich zu tun; doch wie gesagt, Worte und Taten trafen sich nicht so oft. Reden war Gold, Schweigen weniger, vielleicht war das der Grund, daß man sich an einiges nicht mehr erinnern konnte. Zudem trat die stets latent vorhandene Angst immer deutlicher zu Tage. Sie verrichtete ihr Werk und ließ die Menschen kleiner und kleiner denken. Und die Erschöpfung schritt unaufhaltsam voran.

Eine kritische Betrachtung behält sich eine Veränderung des Verhaltens lediglich vor, muß aber nicht zwangsläufig zu einer solchen führen. Mit anderen Worten: Da war nur noch eines der Tiere in Freiheit, und es hetzte und hetzte um sein Leben; es hetzte ständig um den großen silbernen Käfig herum, in dem die vielen anderen Teile der Leidenschaft, die darin auf engstem Raume eingepfercht waren, um ihr Überleben bangten. Sie konnten sich kaum mehr bewegen, sie hatten nicht einmal mehr den Platz zu ruhen. Soweit die bedrückte und konsternierte Seele…

Erst hatte man nicht viel, da war man nicht glücklich. Später hatte man fast alles und war noch viel unglücklicher. Dann neigen Frustrierte schnell dazu, eine Peitsche knallen zu lassen, währenddessen sich die Liebe noch weit entfernt die Ohren zuhält. Das Glück spricht nämlich eine eigene Sprache, an die man sich jedoch immer weniger erinnert. Und bald breitet sich ein Schatten wehmütiger Sehnsucht aus, ob vor dem letzten Atemzuge die ersehnte oder versprochene Erlösung doch noch kommt, um die vom Kampfe müde getriebenen Glieder und strapazierten Gefühle zu retten. Bis zuletzt lebt die Hoffnung auf Erlösung aus der tiefsten Nacht und der flehentlich erhofften Akzeptanz, wieder so lieben zu dürfen und geliebt zu werden, wie es sich das verletzte, unschuldige und ewige Kind wünscht. Und um von diesen Gefühlen nicht aufgezehrt zu werden, sucht man sich im Außen eine sinnvolle, krankmachende Ersatzbeschäftigung.

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