Das Erbe

Das Erbe

Dimensionen

Dann fügte sie hinzu: Du kannst dir die gesamte Schöpfung mit all den daraus erwachsenen Möglichkeiten immer wieder neu und anders gestalten, wenn du wirst, wer du wirklich bist?! Du sitzt und denkst vor dich hin, während du dir beim Absterben zusehen kannst. Du kannst gedanklich das Fahrzeugs lenken, gesteuert wird es jedoch von anderen. Wer steuert dich? Ist es das, anderen das Steuer bereitwillig zu überlassen und gleichzeitig demutsvoll darauf zu beten, daß jemand kommen möge, der alles wieder in deinem Sinne richtet? Wie geht es dann weiter? Wieder ein solches eklatantes Mißverhältnis zwischen der freien Lebensgestaltung, die partout keine Bevormundung duldet, und dem Ruf nach einer göttlichen Macht, welche die von dir verursachten Folgen später beseitigen soll? Ich weiß, wovon ich rede. Wir alle wurden auf diese Weise vom Leben ferngehalten, verlassen und vergessen. Und so bleibt die Frage: Kann das die Absicht sein, sich so weit zu reduzieren, sich dermaßen wunsch- und absichtslos darzustellen, bis die Unbewußtheit alles mit ihrer Dunkelheit überzogen und unsichtbar gemacht hat? Siehst du nun, was einst angerichtet wurde?

Die Verlorenen

Die im Abseits stehen, wollen gerettet werden, höre ich die Königin sagen. Ein unglaublich tiefes Mitgefühl berührt mich: Leid und Vergebung sind kaum zu auszuhalten. Dann höre ich, wie sie diesen Verlorenen ihre Stimme gibt: Du bist es! Du hast an dein Leben geglaubt – und uns den Tod gebracht! Und mit jedem weiteren Toten hast du dich weiter von uns entfernt. Jeder lebt heute den Tod, weil er nichts anderes mehr kennt. Kaum ein Kind käme von sich aus auf den Gedanken, sterben zu müssen; es wird zu einem Sterbenden erzogen. Du gehst und gehst – und freundest dich mehr und mehr mit dieser Vorstellung an, gewinnst gar Gefallen daran, weil ein beträchtlicher Teil deines Seins zu diesem Zeitpunkt bereits verloren wurde – und die Aussicht auf Rückkehr so gut wie ausgeschlossen scheint. Die Folge: Mit fortlaufendem Alter glauben fast alle daran, was sie auslöscht, – und stellen sich zugleich eine rosigere andere Welt vor. Du stirbst und stirbst vor dich hin und träumst von einem anderen Leben. Sterben besitzt noch Hoffnung, der Tod aber nicht. Und du warst für uns nicht da. Bis heute. Erkennst du nun den fürchterlichen Irrtum? Ohne uns gibt es kein dauerhaftes Leben für dich! Und das ewige Leben wird ein Traum bleiben, bis wir alle erlöst sind. Dann wendet sich die Königin mir zu und sagt, nun erfährst du eine weitere Sichtweise.

Views: 4179

« zurück weiter »Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert