
Wie oft schon ist die tiefrote Sonne am Horizont untergegangen und hat alle Träume mit sich genommen. Und da war immer wieder diese stille, ohnmächtige Melancholie, die sich der nahenden Nacht willenlos hingab. Das Bild der verlorenen Liebe, die aus der Ganzheit herausgefallen ist und sich nur mit großer Mühe in Fragmenten mitteilt; dieses Bild sucht in den Fesseln der Zeit nach seinem Ursprung, nach seiner Heimat und nach dem alten Glück. Die Stille des Abschieds, besonders mir nahestehender Personen, erinnerte mich stets daran und bewegte mich tief, und die Tränen gaben Trost und entließen die Spannung, die so sehr das Herz zu zersprengen drohte. Und in solchen Augenblicken spürte ich das Leben nachsichtig und vergebend, eine Antwort, die meine Haltung mir oft verwehrte. Bitternis über mich und meine Liebe offenbarten sich zugleich und fanden ein wenig Trost: Fang den Wind wieder ein, wie früher als Kind: der Wind trägt dich in die Welt, und er weiß, was dir fehlt.
Immer wieder sah ich, wie meine Liebe zu einem letzten Tanze aufspielt. Mein Los schien zu sein, nach anfänglichen Erfolgen, diesen Verlust mit nicht enden wollender Trauer so lange nachleben zu müssen, bis sich das undurchdringliche Schicksal erhellt und den Sinn offenbart. So weit Stillstand. Nichts geht weiter. Notstand und Leerlauf. Ein fortdauernder Gefühlsnotstand, ohne daß ein einziger inniger Wunsch zu einer Änderung führte. Wenn ich oft in tiefster Einsamkeit spazieren ging und dem Schatten dieser Liebe nachhing, wenn der grau-trübe und undurchdringlich schwere Himmel sich türmte, allen Lärm aufsog und verstummen ließ, dann befand ich mich in der weitesten Verlorenheit.
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