Das unaufhaltsame Licht

Das unaufhaltsame Licht

Nun ahnt vielleicht mancher, daß diese Fressen-und-gefressen-werden-Gewinner-und-Verlierer-Ordnung doch nicht ganz dem entspricht, was man sich einst vorgestellt hatte als man das Leben erstürmte – vor allem jetzt, wo es eng wird mit der eigenen Verantwortung. Und nun? Schnell noch etwas anderes denken, beten oder wünschen? Aber wohin will ein Fallschirmspringer, der sich bereits im freien Fall befindet und der das Wort „Entschuldigung“ noch nicht geübt hat? Hier wird wohl auch dem letzten Lichtstürmer klar, daß die Folgen des Handelns in der Zeit liegen und die Probleme hier gelöst werden müssen und nicht fernab an einem göttlichen Himmelshof. Denn wenn in der menschlichen Vorstellung Himmel und Erde eins sind – wie oben so auch unten -, wieso sollte nach dem Tode ausgerechnet jemand in den Himmel kommen, wo doch das, was zur Ganzheit des Menschen gehört, wie etwa der Körper, oder die Gefühlspolarität, die ihrer Beschaffenheit nach magnetische Eigenschaften besitzt, sich weiterhin auf der Erde befindet? Außerdem: Wenn alle bereits Verstorbenen in den tausenden Jahren, seitdem Menschen auf der Erde leben, im Himmel wären, wie kommt es dann heute zu dieser kolossalen Überbevölkerung?

Von dem himmlischen Hofe aus betrachtet könnte man den Eindruck gewinnen, daß aus dem niedlichen goldenen Kalb mittlerweile eine gigantische, erdumspannende Handelsbörse geworden ist, in der Einsätze aller Art auf Himmel oder Hölle getätigt werden können. Im Kleingedruckten könnte auf einem der Wettscheine als Werbung zu lesen sein: Warum um Gottes Willen hat Gott sich eine solch fehlerhafte Schöpfung ausgedacht? Und gar mancher ist überzeugt, daß er es mit Sicherheit nicht nur besser gemacht, sondern daß er vor allem etwas viel besseres verdient hätte? Wäre es wenigstens eine Schöpfung, wie die dunkle Seite sie sich vorstellt, so hätte man nicht selber Hand anlegen müssen.

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1 Kommentar

  1. Ja, leider wieder sehr treffend die aktuelle Situation skizziert. Das Ende ist sehr lyrisch und überraschend (und notwendig) optimistisch. Ich hoffe, es kommt so! Und ich hoffe, die Reise durch das finstere Tale wird nicht so lang und so finster wie es derzeit aussieht…

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