Der Traum vom Fliegen

Der Traum vom Fliegen

Distanziert wird versucht, mit allen nur möglichen Begründungen das eigene Schicksal zu erklären, nur um das wahre Ausmaß des Unglücks nicht mehr zu fühlen. Da ist es mit dem raschen Griff nach einer Ersatzliebe als neues Sternenglück nicht weit, aber auch das ist bald entzaubert. Denn zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen zu oft Welten, und das wahre Gesicht offenbart sich häufig erst im Laufe der Zeit. Konsterniert stellt sich wiederholt die Frage, wie das alles nur kommen konnte: daß die einstige Liebe nicht gesiegt hat und daß man sich in den einst leuchtenden Augen des anderen nicht mehr sehen konnte… Nicht mehr sehen, nicht mehr fühlen, nicht mehr berühren, nicht mehr suchen und nicht mehr halten… Und unbemerkt ist man irgendwann fest verschlossen.

Oh welch eine untröstliche Vorstellung, alle Hoffnung verloren zu haben. Zu alledem zeigt sich auch noch die Erinnerung des Kindes, das sich aus dem Inneren heraus seine Hände ansieht und sich bei der Bewegung der Finger stumm fragt: Das soll irgendwann alles nicht mehr sein? Welch ein panisches Entsetzen, welch eine blanke Angst in diesem jungen Herzen, – daß es irgendwann diese Finger nicht mehr gibt. Finger die streicheln und Hände, die Halt geben und Geborgenheit; und einhergehend mit der bitteren Erkenntnis, die einzig wahre Liebe nicht gefunden zu haben. Ohne sie ist alles: Nichts! Alle Kraft, alles Leben und aller Wille war auf dieses Ziel ausgerichtet – mit der Vorstellung, daß es diesem Menschen ebenso ergeht: der sich auch mit ganzem Willen nach seiner goldenen Liebe sehnt!

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