Die Welt von Morgen

Die Welt von Morgen

Einem lief die Zeit davon, dem anderen kam sie entgegen, und das mit grundverschiedenen Erfahrungen. Den Abläufen all der verwirrenden Ereignisse im Leben ausgeliefert zu sein, war für den einen kaum zu ertragen und für den anderen nicht zu erklären. Sich vertrauensvoll zu überlassen, während man die volle Verantwortung für sein Leben übernehmen soll, schien ein eklatanter Widerspruch.

Mit der Zeit kam dann der Wohlstand, und damit einhergehend übernahmen die ständig neu hinzukommenden, annehmlichen Dinge des Gebrauchs mehr und mehr die Dominanz, bis sie am Ende mit dem Geld zum Maß aller Werte mutierten, und in gleichem Maße, wie sich die aufgekommene Gier immer mehr Raum verschaffte, verlor sich der Wert vom Selbst. Auf diese Weise wurde die innere Stimme durch eine äußere ersetzt. Das wiederum führte zwangsläufig zu einem Fortschritt ohne Entwicklung.

Das Geld und die Güter waren nun der perfekte Glücksersatz. Welch ein katastrophaler Irrtum. Jeder warnende Ruf verhallte mehr oder weniger ungehört. Wo war die einstige Bestimmung? Wo waren die Menschen, die sich finden sollten? Fast alle von ihnen fühlten sich verloren. Das Bewußtsein war nicht mehr da, und das machte es so gut wie unmöglich, sich im anderen noch zu sehen. Als man dann irgendwann doch auf unerklärliche Weise zusammenkam, sah man sich Ungläubigen gegenüber. Oh wie schrecklich: Eine Wahrheit geteilt durch alle Menschen, zudem völlig deformiert, fragmentiert und fremd! Ungeachtet dessen brachte Gott weitere mutmachende Impulse in das Weltgeschehen.

*

Wie aus dem Nichts erscheint unverhofft dieser Morgen, an dem sich die hingebungsvolle Liebe in ganzer Größe zeigt. Gott selber reicht behutsam die Hand. Er reicht sie der Welt und mit ihr den so lang ersehnten Frieden. Das Ende von Angst, Schrecken und Enttäuschung. Der oft bemühte freie Wille, mit all seiner müde diskutierten Sinnhaftigkeit, steht plötzlich doch vor seiner großen Erfüllung. Und die augenblicklich die Menschen durchfließenden Gedanken und Gefühle zeigen ungeahnte Möglichkeiten der neuen Freiheit, in der Gott überall zu finden ist, so, wie es ursprünglich vorgesehen war, und wovon keine einzige Biographie mehr zu berichten wußte.

Views: 752

« zurück weiter »Seiten: 1 2 3

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert