
Dein Plan war ein großer Plan. Ein prunkvolles Haus sollte es sein. Und vom vielen Hin- und Wegschauen ist daraus ein Luftschloß geworden. Darin fühltest du dich sehr wohl, mit all deinen liebgewonnen Anschauungen. Du hast dich dermaßen dareinverliebt, daß du nicht bemerktest, wie das Schloß langsam zur Erde hinabsank. Mehr noch, dort wandelte es sich zu einem Elfenbeinturm, in dem du dich alsdann hübsch, recht und nett eingerichtet hast. Er entsprach exakt deinem Selbstzweck. Währenddessen wurdest du nicht müde und warst nicht minder damit beschäftigt, deine Urteile über die Existenz des Einzelnen mit all seinen Schwächen voranzutreiben. Du hast von dort in einer Art und Weise auf das Leben und die Menschen geblickt, daß sich dein Turm zu einem Glashaus wandelte. Ferner hast du dabei nicht bedacht, daß Urteile auch Steine sein könnten. Und nun sitzt du in dem Brunnen fest, in den du mit dem gerissenen Glashaus hineingestürzt bist – und kannst deine Welt in all den Scherben nicht mehr verstehen. Du fühlst dich buchstäblich vom Leben abgefallen. Das ist wahr. Und doch: Es ist dein Kerkerloch im Aussichtsturm – mit allen Fragmenten.
Nun zieh dich bloß nicht gleich wieder zurück, wie ein trotziges Kind, dem man einen schnellen Wunsch verwehrt hat. Sieh einmal ehrlich in dich hinein und achte darauf, wie du reagierst. Genau so begegnest du dir. Du stierst und stierst in der Kälte im Außen umher – und innen gierst und gierst du nach Wärme. Du hast die Möglichkeit, alle Teile in dir wieder zusammenzubringen und zu vereinen. Und was machst du: Du zergehst. Komm, wage doch wenigstens den Versuch. Du weißt doch, daß Liebe verbindet – und nie endet. Auch wenn es nicht mehr die frühe Liebe ist, so beginne trotz allem von neuem. Solange du noch die Liebe spürst und diese Liebe noch einen Willen besitzt, so lange wirst du fühlen und finden – und leben. Und nun frage ich dich: Wann ist das Kind erwachsen? Wann ist ein Mensch erwachsen?
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