Das Tor zum Paradies

Das Tor zum Paradies

Was den Geldbeutel füllt, ist das eine, jedoch was die Seele fühlbar bereichert, das andere. Ich sehe vor mir ein Haus, dessen Hirnstübchen nach allgemeinem Befund dringend saniert gehört; darin trällern nämlich fröhliche Vögel sorglos ihre Liedchen. Überaus verdächtig. Jeder, der anders ist, bei dem piepst es anders. Wo hat Gott bloß all diese bunten Vögel her? Und die zwitschern recht fröhlich ins Leben, bereichern es mitunter; einige können sogar vorausfliegen und nach dem Glück sehen. Manche Geschöpfe sind allerdings auch in sonderbaren Käuzen steckengeblieben. Das ist vielen Gierigen als gefräßige Geier auch passiert. Ich glaube man nennt das persönlichkeitsrelevante Programmierunstimmigkeitsroutine altjugendlicher Ichzentriertheit. Wem das zu unverständlich erscheint, dann vielleicht lieber die etwas neumodische Variante: Persönlichkeitsrelevante Runtime-Exception durch altjugendlich-ichrekursives Interface.

Andere Vögel wiederum gehen bereits brav zu Fuß; die Flügel sind ihnen lahm geworden. Irgendwann werden sie auch welche abgeben. Man freundet sich dann damit an, daß man ohne Flügel nicht mehr so viele Federn läßt und auch nicht mehr den Boden unter den Füßen verliert. Liebe, Hoffnung, Ziel oder kurz: Selbstentfaltung war im Leben sowieso nur etwas für Träumer oder echte Spinner. Und ausgerechnet auf dieser Seite des Lebens soll jener Mensch zu finden sein, den es zu suchen gilt; in der Nähe der goldenen Zeit; auf dem Weg zum Schloß. Der Junge von damals ist längst erwachsen, und doch bleibt ihm ein einprägsames Erlebnis: Du bist deiner Jugend stets eine Hoffnung geblieben, und von daher sollst du wissen: Die frühen Tage im Leben besitzen fast immer diesen hellen klaren Traum von dem Ziel, den das eigene Herz in sich trägt. Behalte das vor Augen!

Das sagte einst der alte Mann zu mir, von dem wiederholt die Rede sein sollte. Seltsam. In dessen Gesicht sehe ich bis heute noch den Abglanz eines wundersamen Lichtes, das mich milde anlächelt, während er mir zu verstehen gibt: Wie viel Zeit bei der Suche vergeht, liegt am Erfolg. Je langsamer, je gründlicher, desto schneller. Zeit kann man nicht abkürzen, denn die Länge des Weges zum Ziel richtet sich nach dem Ergebnis des augenblicklichen Schrittes in der Gegenwart! So relativ ist das, bis du ihr begegnest. Des Weiteren möchte ich dir sagen: Scherben bringen kein Glück! Viel zu viele Scherbenhaufen habe ich gesehen, die später folgten. Achte also darauf. Die Menschen leben sich oft ohne die raumüberspannende Liebe, die auch die dunkle Seite beinhalten sollte, und wenn diese sich regt und aufsteigt, so führt das oft direkt in die Scherben. Während das Gemeinsame Schritt für Schritt schwindet, tritt das Ich vermehrt in den Vordergrund. Es will sich in einer Art Reflex schützen vor dem Unbekannten. Und so wird wohl weiterhin das erste Glück ohne irgendeine reale Aussicht auf bleibende Erfüllung mit der Zeit bodenlos auseinandergeliebt. Ja, und wie soll sich das ändern? Das ganze Unglück besteht ja darin, daß diesen dunklen Teilen die Liebe fehlt, und ohne die Liebe dieser Teile gibt es kein dauerhaftes Glück. Und ich spreche hier nicht von einem Glück, das von der Zeit beendet wird.

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